Verein der Freunde, Winterseminar, Sozialkunde

Erster Abend des Winterseminar 2022: Jan Nowak spricht über Rechtsextremismus

Die Vortragsreihe des Winterseminars 2022 nimmt das Phänomen des „Extremismus“ aus verschiedenen Perspektiven. Am ersten Abend sprach Jan Nowak am 21. März 2022 vor über 150 zugeschalteten Haushalten über aktuelle Erscheinungsformen Rechtsextremismus.

Jan Nowak kann als einer der profundesten Kenner von internationalen Zusammenhängen bis zu dessen regionalen Erscheinungen des Rechtsextremismus gelten.  Aufbauend auf einer theoretischen Definition des Phänomens zeigte er auf, wie z.B. Formulierungen extremistischer Positionen auch in die Diskurse der Mitte der Gesellschaft einfließen und Einfluss auf die Diskurse nehmen, ohne dabei empirisch belegbar zu sein. Extrem rechtes Gedankengut wird dabei in Sachdiskurse mit großer Subtilität eingebaut und gewinnen so zu Normalität und Alltäglichkeit. Nowak zeigte dies an empirischen Studien wie der Leipziger Autoritarismus-Studie auf. Immerhin fast 5% der Befragten wiesen dabei ein geschlossen extrem-rechtes Weltbild auf. Eine Zustimmung zu einzelnen der extremen Rechten entstammenden Formulierungen erfolgte aber teilweise aus fast der Hälfte der Befragten.

Nowak, unter anderem auch Mit-Autor der Publikation "Die extreme Rechte in Ostbayern. Ideologien. Strukturen. Aktivitäten", ging im zweiten Teil des Vortrags dann auf verschiedene Gruppierungen und Strukturen in der Region um Straubing ein. Er zeigte an vielen Beispielen, wie hier Symbole und Narrative verwendet werden, wie Auftritte inszeniert werden, wie Gruppierungen der Rechten mit Personen der extremen Rechten verflochten sind und wie auch gesellschaftliche Themen wie die Corona-Debatte von extremen rechtsextremistischen Gruppierungen übernommen und dominiert werden.

Der Vortrag zeigte auch, dass die Szene alles andere als homogen zu sehen ist. Deutlich wird dies aktuell etwa an den unterschiedlichen, teils völlig konträren Positionen zum Krieg in der Ukraine. Nowak führte dies auf unterschiedliche ideologische Positionen und insbesondere deren theoretischer Festigung zurück: Teils eher unreflektiert-impulsiver liberaler, gesellschaftlicher Entwicklungen und der indifferenten Suche nach einer starken Führungsfigur wie Putin steht eine tiefe ideologische Festigung neonazistischer Gruppierungen gegenüber. 

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine spannende und facettenreiche Diskussion mit zahlreichen Beiträgen und Fragen aus dem Publikum. Sie zeigte, dass die Thematik einen Nerv getroffen hat und vielen Sorge bereitet.